Woran erkenne ich einen guten Mantrailing-Trainer?

Wieder mal ein toller Artikel einer lieben Trainer-Kollegin (RSF-Mantrailing), der alle wichtigen Punkte anspricht - vielen Dank Antje Taube!

 

Warum ein geeigneter Trainer wichtig ist und woran man ihn erkennt

Erfahrungsgemäß kommen nach den Sommerferien wieder vermehrt Anfragen von Hundebesitzern, die mit ihrem Hund gerne trailen möchten. Gerade für Anfänger in diesem Bereich stelle ich es mir aufgrund der vielen Methoden und Angebote sehr schwer vor, hier die Spreu vom Weizen zu trennen, um einen guten Trainer zu finden. Deshalb möchte ich mit diesem Blog-Artikel und den darin aufgelisteten Informationen Hilfestellung bei der Trainersuche geben.

 

Mantrailing boomt!

Mantrailing zur artgerechten Auslastung für Familienhunde boomt. Es lässt sich Geld damit verdienen und viele möchten deshalb ihr Stück vom Kuchen abhaben. Aber wie bei allen Dienstleistungen, die man gegen einen Betrag X erbringt, sollte man auch als Trail-Trainer über das nötige Hintergrundwissen verfügen. Nur bei dem Trainer, der seine Teams gut ausbilden und voranbringen kann, stimmt letzten Endes auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Unpassend gelegte Trails und schlechtes Timing beim Führen können bei Hund und / oder Mensch für Verunsicherung und Überforderung sorgen!

 

Unterschiedliche Methoden

Es gibt, wie oben bereits angesprochen, viele Methoden und Trainingsphilosophien im Mantrailing-Dschungel. In den meisten Fällen kann man sich von den entsprechenden "Erfindern" oder von ihnen dazu bestellten Ausbildern zum Mantrailing-Trainer schulen lassen. Ein Trainer, der eine meist über mehrere Monate dauernde Ausbildung absolviert hat, kann in der Regel auf deutlich mehr Hintergrundwissen zurückgreifen als ein Hundeschulinhaber, der lediglich irgendwo ein oder zwei Wochenend-Seminare besucht oder sogar nur ein Buch gelesen hat. Auch konnte ein ausgebildeter Trail-Trainer bereits während seiner Ausbildung "unter Aufsicht" praktische Erfahrung sammeln und Teams anleiten. Außerdem steht am Ende der Ausbildung – hoffentlich – eine Abschlussprüfung in Theorie und Praxis. Natürlich gibt es auch hier Qualitäts-Unterschiede, nicht jeder Trainer mit einem "Zertifikat" an der Wand muss sein Wissen an den Teams auch gut umsetzen können.

 

Jedes Team bekommt seinen Trail individuell gelegt

Wichtig ist, dass jedes Mensch/Hund-Team seinen eigenen Trail gelegt bekommt. Nur so kann ein individuelles, optimales Training gewährleistet werden. Legt ein Trainer einen Trail, den anschließend mehrere Hunde laufen, dann kann ich nur davon abraten, dort an den Gruppenstunden teilzunehmen. Erstens kann so keine individuelle Ausbildung des Teams stattfinden und zweitens muss man sich berechtigterweise fragen, WAS denn die Hunde, die nach dem ersten Hund starten, da genau verfolgen. Wirklich den Individualgeruch der versteckten Person? Oder doch das Spurgemisch der Menschen und Hunde die zuvor dort "getrailt" haben? Warum manche Trainer trotzdem einen Trail für mehrere Hunde legen, liegt klar auf der Hand: innerhalb kürzerer Zeit wird mehr Geld "verdient".

 

Der Trailleger geht mit der VP nicht bis ins Versteck

Auch ein Trainer, der bis zum Trail-Ende mitgeht, hat Mantrailing meiner Meinung nach nicht verstanden. Der Hund würde hier lernen, dass ihn das Gemisch aus Trainer- und VP-Geruch zum Ziel bringt bzw. dass er den Individualgeruch der VP nicht braucht, weil ihn der des Trainers sowieso zum Ziel bringt. Trainer, die zwar nicht bis zum Ende, sondern "nur" bis kurz vor das Versteck mitlaufen und die VP die letzten paar Meter schicken, leisten meiner Meinung nach ebenfalls keine gute Arbeit. Denn was lernt der Hund daraus? Wenn die Trainer-Spur weg fällt, muss die VP gleich hier irgendwo um die nächste Ecke sitzen!

 

Spurdifferenzierungen müssen eingebaut werden

Im Gegensatz zu unter dem Trail liegenden alten Spuren der VP, kommt das so wichtige Element der Spurdifferenzierung in vielen Trainings leider zu kurz bzw. wird gar nicht geübt. Kurz für die Anfänger zur Erklärung: verfolgt ein Hund draußen die Spur eines Kaninchens und trifft dabei auf eine frischere Spur (desselben oder eines anderen Kaninchens), so wird er auf diese wechseln. Das liegt in seiner Natur, denn er wird beim Jagen keinen Erfolg haben, wenn er alte/ältere Spuren verfolgt, obwohl sich eine frischere bietet. Genau das soll er beim Trailen aber NICHT tun! Er soll, auch wenn frischere Spuren des Trainers oder anderer Gruppenmitglieder, Passanten etc. seinen Trail kreuzen, an diesem dran bleiben. Das muss man üben. Deshalb ist es wichtig, dass der Trainer regelmäßig Spurdifferenzierungen in die Trails mit einbaut und den Trail frischer kreuzt bzw. frischer kreuzgen lässt. Aber Vorsicht! Diese Spurdifferenzierung muss so gelegt sein, dass der Hund NICHT über diese zur VP gelangen kann. Auch dabei kann viel falsch gemacht werden, so dass es beim Hund zu einer Fehlverknüpfung kommen kann. Und spätestens hier zahlt es sich dann wieder aus, wenn der Trainer durch eine gute, solide Ausbildung die nötigen Hintergrundinformationen dazu hat.

 

Jeder Hund bekommt vor jedem Trail einen frischen, unkontaminierten Geruchsartikel 

Anfänger sollten nicht mit kontaminierten Geruchsartikeln arbeiten und auch für fortgeschrittene Teams können diese viele Stolpersteine bereithalten. Deshalb sollte bei der Wahl eines Trainers darauf geachtet werden, dass für jedes Team ein frischer GA hergestellt wird. Ich lese oder höre immer wieder, dass jeder Trailer einen Zip-Beutel mit einem Stück Stoff hat, der dann jede Woche im Training genauso wieder zum Einsatz kommt. Es liegen also evtl. überall im Trailgebiet Spuren der Teilnehmer und jeder der Teilnehmer war in der Vergangenheit bereits an diesem GA. Damit hat der Hund gleich am Start einen Konflikt. Zig Gerüche am GA, zig Spuren, die vom Start weg führen. Wessen Spur soll er jetzt folgen? Aus diesem Konflikt wird Stress und am Ende hat man einen Hund, der nur noch verhalten oder gar nicht mehr startet. Deshalb: frischer, unkontaminierter Geruch für jedes Team, vor allem für Anfänger!

 

Der Hund darf sich den Geruch selbst nehmen

Und noch ein paar Worte zum Geruchsartikel: der Hund sollte selbst entscheiden können, wie viel und wie intensiv er sich den Geruch holt. Steckt ein Hund seine Nase dabei freiwillig ganz tief in eine Tüte, dann ist das alles fein. Leider sieht man aber viel zu oft Hunde, die mit zurückgeklappten Ohren, eingezogener Rute und mit einem komplett nach hinten verlagerten Körper ("ich will hier weg!") eingeklemmt zwischen den Beinen ihrer HF stehen und die Tüte über die Nase gestülpt bekommen. Das ist kein fairer Umgang mit dem Partner Hund und mit positiv aufgebautem, "gewaltfreiem" Training hat dies auch herzlich wenig zu tun.

 

Wissend laufen, Single Blind (SB), Double Blind (DB), markierter Trail? 

Das Training kann unterschiedlich gestaltet sein. Manche Trainer markieren den Trail mit Fähnchen oder Kreidepfeilen. Das hat den Vorteil, dass man als Mensch sieht, wo es weiter geht. Aber Vorsicht! Der Blick schweift bei den meisten relativ schnell vom Hund ab und in die Umgebung, immer auf der Suche nach der nächsten Markierung. Und auch die Hunde können auf die Markierungen reagieren. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass man als Mensch den Hund körpersprachlich beeinflusst, wenn man weiß, wo es hin geht. Da vorne geht es rechts? Dann schaut man i.d.R. schon mal nach rechts, die Schulter wird leicht eingedreht und schon ist auch dem Hund klar, wie der Trail weiter geht. Hunde sind schließlich Meister der Körpersprache!

Das gleiche Problem ergibt sich, wenn der HF wissend läuft, d.h. ihm ist der Trailverlauf vorher schon bekannt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass man als HF seinen Hund explizit beobachten kann, wenn man weiß, in welche Richtung der Trail weiter geht. So lernt man seine Körpersprache schneller und man kann ihn in der Lernphase unterstützen, indem man ohne Zögern sofort mitgeht, wenn man weiß, dass er richtig abgebogen ist. ABER man selbst muss dabei eben absolut neutral bleiben und darf keine Richtung vorgeben. Dies gelingt den allerwenigsten Trailern!

Manche Teams werden auch von vornherein gleich DB (keiner der Anwesenden kennt den Trailverlauf) trainiert. Das halte ich ebenfalls für keine gute Idee. Zum einen sind die Hunde noch gar nicht lesbar, zum anderen ist der Hundeführer deshalb damit komplett überfordert. Und der Trainer kann nicht unerstützend eingreifen, weil er ja auch nicht weiß, wo es lang geht. Manche Trainer verstecken sich auch selbst und teilen ihren Teams dann auf Nachfrage per Walkie-Talkie mit, wo sie mit dem Hund hin gehen sollen. Eigentlich eine sehr einfache und entspannte Art und Weise, mit dem Trail-Training Geld zu verdienen, das der HF an den Trainer für dessen "Nichtstun" bezahlt...

Ich selbst führe meine Teams SB, d.h. der HF hat keine Ahnung, wo sein Trail hinführt, mir ist er aber bekannt. Auch das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, ich kann das Team entsprechend führen. Wenn es knifflig wird, der Hund irgendwo "hängt" und ich merke, dass er von seinem HF nicht die nötige Unterstützung bekommt oder vielleicht sogar geschoben wird, dann kann ich eingreifen, indem ich ihm z.B. sage, er soll seinem Hund mehr Leine geben und ihn arbeiten lassen oder etwas langsamer werden usw. Meist tut sich der Hund dann schon wieder leichter und es gelingt ihm, die Schwierigkeit / Kreuzung selbständig zu bewältigen.

Auch für den HF ist es manchmal wichtig, dass er auf dem Trail wieder Sicherheit bekommt, nachdem sein Hund eine nicht ganz so einfache Aufgabe lösen musste und im Anschluss dadurch evtl. nicht mehr ganz so deutlich in seiner Körpersprache ist. In einem solchen Fall oder bei einem Anfänger bestätige ich an der nächsten Kreuzung dann z.B. sehr früh, indem ich beispielsweise sage, dass sich der Hund (vor der Kreuzung) bereits auf der richtigen Seite einsortiert hat (der HF läuft in diesem Moment dann auch ein Stückchen "wissend") oder, dass er nach dem Abbiegen seines Hundes gleich flüssig mitgehen soll etc.

Der Nachteil bei der SB-Methode ist, und das führen viele Kritiker dieser Methode an, dass auch ich als Trainer in meiner Körpersprache absolut neutral sein muss, denn die Hunde lesen auch mich. Und selbstverständlich lesen mich auch deren HF. Schritt verzögern oder beschleunigen an der falschen Stelle sagt auch diesem, ob er richtig oder falsch ist. Natürlich gelingt es mir nicht immer, mich komplett neutral zu verhalten, das kann niemand, da bin ich mir sicher. Was aber gar nicht geht, sind Trainer, die bereits vor dem Hund die Straßenseite wechseln oder in einer Kreuzung in die richtige Straße abbiegen, weil die Spur dorthin weiterführt. Ein absolutes No-Go!

Andererseits kann man damit aber auch spielen, deshalb gehe ich bei fortgeschrittenen Teams manchmal dem Hund noch entgegen, wenn dieser bereits aus dem falschen Abzweiger herausdreht. Oder ich laufe in einen falschen hinein, obwohl das Team schon richtig abgebogen ist. So lässt sich testen, ob Hund und HF wirklich unabhängig vom Trainer laufen.

 

Wenn ein Trainer die VP-Spur mit Fleischwasser beträufelt und Wursträdchen auslegt und das der Kundschaft dann als Trailen verkauft, dann bleibt auch mir die Spucke weg. Bitte, wenn ihr sowas seht… dort nicht hin gehen, das hat mit Trailen nichts zu tun!

 

Wichtig: Pause im Auto!

Die Hunde sollten sich, während sie nicht auf dem Trail sind, im Auto ausruhen können. Es gibt Trainer, bei denen die Teilnehmer mit ihren Hunden dem trailenden Team hinterher laufen. Zum einen kann sich der suchende Hund dadurch gestört fühlen, zum anderen verfolgen sehr wahrscheinlich auch die hinterherlaufenden Hunde die Spur mit. Auf jeden Fall sind sie dadurch nach und während dem Training sehr ermüdet oder fahren sogar komplett hoch, so dass sie selbst ihren Trail nicht mehr richtig arbeiten können.

Bei fehlender Pause haben sie außerdem keine Möglichkeit, das Gelernte im Nachhinein nochmals zu verarbeiten. Und das, obwohl dabei wichtige Prozesse bezüglich des Lernvorgangs im Gehirn stattfinden (Produktion entsprechender Botenstoffe und Stärkung der Nervenfasern), für die es Ruhe und Erholung braucht!

 

Tagesform des Teams beachten

Ein guter Trainer wird auch immer die Tagesform von Hund und Mensch miteinbeziehen. War etwas? Hattet ihr Stress? Eine staureiche Anfahrt, Unstimmigkeiten mit dem Chef oder in der Familie? Hattet ihr eine Diskussion mit eurem Hund? Hatte er Stunk mit einem Artgenossen? All das sollte vor dem Legen eines Trails von euch kurz angesprochen werden und der Trainer sollte dies in seiner Trail-Planung berücksichtigen. An einem solchen Tag bekommt ihr dann etwas gelegt, das euch nicht noch zusätzlich stresst oder über Gebühr fordert. 

 

Trainer sollte selbst trailen

Ich bin der Meinung, dass ein Trainer, der eine Hundesportart anbietet, in dieser auch selbst aktiv sein sollte. Und dies gilt auch und gerade für die Trailarbeit. Nur so kann er ein Gespür für seine Teams entwickeln und weiß, wie es sich anfühlt, gemeinsam mit seinem Hund nach der VP zu suchen und dabei zusammenzuarbeiten. Gemeinsam Aufgaben und Probleme zu lösen und zu bewältigen. Weiß, wie unangenehm es für einen selbst ist, wenn man nicht mehr mit Sicherheit sagen kann, ob man sich tatsächlich noch auf dem Trail befindet. 

 

Chemie zwischen Trainer und Kunde muss stimmen

Ich hoffe, die Tipps helfen euch, um einen guten Trainer zu finden. Ganz wichtig ist, dass die Chemie zwischen euch und eurem Trainer stimmt! Ihr bildet auf dem Trail im Prinzip ein 3er-Team: Hund, HF und Trainer. Deshalb ist es wichtig, dass man sich versteht, dass man sozusagen „dieselbe Sprache“ spricht, dass gegenseitiges Vertrauen da ist. Trotzdem solltet ihr natürlich immer kritisch bleiben und nicht alles einfach so hinnehmen, wenn ihr kein gutes Gefühl dabei habt. Fragt in einem solchen Fall nach. Ein guter Trainer ist interessiert daran, dass sich seine Trailer möglichst viel Fachwissen aneignen (können).

 

Und noch ein letzter Tipp: schaut vielleicht erstmal ohne Hund beim Training zu und nutzt dabei die Gelegenheit, mit den anderen Teilnehmern zu sprechen und eure noch offenen Fragen an den Trainer zu richten. Und wenn dann alles passt, dann wünsche ich euch und eurem Hund viel Spaß beim Trailen und einen tolle Zeit!